Roma
Fußballmannschaft - „1. AS ROMA“
Die
Gründung des „Verein Roma“ im Juli 1989 gilt als erstes weithin sichtbares
Zeichen der Emanzipation der Roma. In der Folge haben die Roma zu einer aktiven
gesellschaftlichen und kulturellen Rolle im Burgenland gefunden.
Zumindest
im Südburgenland ähnlich wichtig war die Schaffung eines zweiten Standbeins,
das den Schwung aus der Aufbruchsstimmung aufnahm und nachhaltig verstärkte:
des AS Roma. Das erste Match dieses neuen Fußballklubs fand im Juli 1990 in
Oberwart statt. Gegen die Mannschaft Etagencafé verlor die Roma-Truppe mit 1:2.
Trotz der Unterstützung vieler, zumal weiblicher Fans.
„Was willst
du“, sagte Marton Horvath, „wir haben gespielt mit fünf Fußballern und sechs
Nichtfußballern.“ Marton war von diesem ersten Spiel an bis zum letzten im Jahr
2000 Trainer des Teams. Zehn Jahre lang lenkte er die legendäre Roma-Mannschaft
mit strenger Hand: „Wenn er was gesagt hat, hat keiner zurückgeredet“,
bestätigt sein Sohn Martin, der später als jüngster Spieler im zarten Alter von
13 Jahren ins Team eingestiegen war. Marton: „Wir haben zweimal die Woche
trainiert, jede Woche, 20 Leute.“ Viele arbeiteten in Wien am Bau oder sonst wo
– egal: Am Wochenende wurde trainiert und gespielt, auch im Winter in der
Halle.
Legitimiert
war Marton Horvath durch die fußballerische Autorität von vier Jahren als
Legionär. „Ich habe das Fußballspielen auf der Straße gelernt. Da musst du auf
engem Raum spielen. Und wenn du ein gutes Auge hast, tust du dir am Platz dann
leicht." Über die Straße kam Marton auch zum Vereinsfußball. „"ch
habe in Bad Aussee als Asphaltierer gearbeitet. Mein Chef war beim
Fußballverein dort, und er hat gesagt: ‚Komm einmal mit!‘ Und ich bin vier
Jahre geblieben.“
Wir waren
ja die Stärksten
„Die haben
sich alle gefürchtet! Und natürlich wollten trotzdem alle gegen uns spielen,
wir waren ja die Stärksten.“ 1990 spielte der 1. AS Roma, wie die Mannschaft
nach der Eintragung ins Vereinsregister wegen der angeblichen
Verwechslungsgefahr mit einem bestimmten italienischen Klub offiziell hieß,
gleich das erste Turnier. "Da haben wir alle gebrochen. Alleine schon die
Stürmer: der Peperl („Bonanza"), der Toni – einer schneller als der
andere!“ Vielleicht taten ja auch die brandneuen Trikots das Ihre dazu,
gesponsort von McDonald’s, und die Anwesenheit eines Mitarbeiters von Präsident
Waldheim, der die rot-weiß-roten Dressen aus Wien gebracht hatte.
1. AS Roma
Wir haben
kein Spiel verloren
Einer der
Höhepunkte war das große Turnier in Oberwart 1995, bei dem 16 Mannschaften um
den Pokal kämpfen. Gleichzeitig war die Veranstaltung eine inoffizielle
Oberwarter Meisterschaft, denn alle vier Hobbymannschaften aus der Stadt waren
genannt: der AFC, die Reformierte Jugend, die Ölprinzen (die von der Tankstelle)
und eben der AS Roma. „Der evangelische Pfarrer hat uns gebeten, doch um
Himmels willen vorsichtig zu sein. Der hat Angst gehabt um seine Leute.“ Wie
auch immer: „Wir haben kein Spiel verloren.“ Im Finale traf man auf den hoch
eingeschätzten AFC. Dort spielten Ehemalige aus der Kampfmannschaft des SV
Oberwart, der in jener Saison immerhin in der Ersten Liga, der zweithöchsten
Spielklasse in Österreich, spielte. Aber auch der AFC war kein Hindernis: Der
AS Roma gewann 2:0 und holte sich den Turniersieg.
1995
passierte auch ein großer Schritt in Richtung Professionalisierung: Pepi
Horwath übernahm den Verein als Präsident. Er kam mit Kontakten, Sponsorengeld
und neuen Trikots in grün-schwarz-grün. Vorne stand drauf: „Früchtekönig
Horwath“, daneben prangte ein Löwenkopf, am Rücken: „1. AS Roma“ und die
jeweilige Nummer.
Es ist nie
blöd geredet worden
Unisono
betonen die Spieler, dass sie beim Fußball nie irgendwelche Diskriminierungen
erleben mussten: „Es ist nie blöd geredet worden, wenn wir gespielt haben.
Nie.“ Die Kooperation mit den anderen Vereinen lief gut, man durfte Plätze in
Oberwart und Unterwart benutzen und wurde zu den Turnieren immer gerne
eingeladen. „Wir waren ja Zugpferde. Bei jedem Turnier ist ein Rom
Torschützenkönig geworden.“ Es entwickelten sich auch viele Freundschaften
zwischen Roma und Nichtroma. „In Oberwart haben wir mehr für die Beziehung der
Volksgruppen untereinander getan als alle anderen. Das Wichtigste war, innen
und außen, der Zusammenhalt.“
Im Jahr
2000 ging es mit den Hobbymannschaften in Oberwart zu Ende. Zehn Jahre hindurch
hat es fast jedes Wochenende irgendwo ein Turnier oder ein paar Spiele gegeben;
jetzt ist die Luft draußen. Das letzte Match des 1. AS Roma findet an einem
kühlen Samstagabend des Jahres 2000 statt. Standesgemäß besiegt man Fortuna
Bachselten mit 8:2. Danach war die erste Roma-Mannschaft Österreichs
Geschichte.
09.01.2015.
Nema komentara:
Objavi komentar